Samstag, 16. Januar 2010

Mehr Innovation wagen: Business Development im Lokalen

Vergangenen Freitag ist ein neues Start-up aus meinem Bekanntenkreis in die offene Beta gegangen, ich hatte das auch getwittert. KaufDA bietet Nutzern “ein Online-Schaufenster für die lokale Angebotssuche” und will den Offline-Kauf vereinfachen. Persönlich finde ich die Plattform aber aus einem anderen Grund interessant: Die Gründer scannen mit einem Team aus vier Personen und ein paar Praktikanten wöchentlich offenbar hunderte regionale Anzeigenprospekte von Einzelhändlern ein, vertaggen diese und stellen sie zum Durchblättern im Web bereit. Das ist ein spannender regionaler Service, auch wenn er bisher noch nicht ausgereift ist und eine Reihe zusätzlicher Funktionen wünschenswert wären. Trotzdem gibt es durchaus Ansätze zur Monetarisierung, gerade wenn die Discounter bereit sind, für die Bereitstellung ihrer Werbung zu bezahlen.

Ich habe mir in diesem Kontext ein paar Fragen gestellt:
  • Warum konzentrieren sich Verlage im Onlinebereich nicht zunehmend auf solche Services? Dass Onlinewerbung in Zukunft nicht die Ausfälle im Print decken wird, hat zum Beispiel Forrester (kostenpflichtig) schon eindrücklich vorgerechnet. Thomas schrieb dazu: “Wenigen (den Zeitungsverlagen) [wird] viel weggenommen und auf Viele (das Internet) verteilt”. Verlage sind in ihrer Region bereits Dienstleister für Nachrichten (ob in Papier-, oder digitaler Form sei mal dahingestellt) — warum werden sie es nicht auch darüber hinaus? Ihr Umfeld wäre dafür optimal geeignet.
  • Warum musste diese Idee ein paar Studenten, im wahrsten Sinne des Wortes “zwischen Tür und Angel”, kommen?
  • Warum gelingt es einem Start-up solche Innovationen innerhalb weniger Monate umzusetzen, einem finanz- und personalstärkeren Verlag aber fast nie? Liegt es an der Unbeweglichkeit dieser Unternehmen?
(Regionale) Discounter und Supermärkte sind seit Jahrzehnten Anzeigenkunden bei regionalen Tageszeitungen, die Anzeigenabteilung arbeitet regelmäßig mit diesen Unternehmen zusammen. Zugegeben: Die meisten dieser Broschüren finden sich mittlerweile in kostenlos verteilten Anzeigenblättern (die oftmals auch zu einem regionalen Verlag gehören) oder in Einkauf Aktuell der Deutschen Post. In der Tageszeitung ist aber zumindest eine Seite mit den “Top-Angeboten der Woche” geschaltet. Alexander Mogg, Partner bei Roland Berger, hat in seinem Vortrag (PDF) bei den VDZ Zeitschriftentagen resümiert:
Innovationskompetenz wird angesichts des multimedialen Wettbewerbs zum Erfolgsfaktor
Ich stimme Herrn Mogg voll und ganz zu — auch wenn sich sein Vortrag gezielt an Zeitschriftenverleger richtete, müssen gerade kleinere, regionale Zeitungsverlagen innovativer werden. Diese Häuser sollten sich in Zukunft verstärkt Gedanken zum Business Development im Lokalen machen: Die Regionalität ist ihr großes Alleinstellungsmerkmal, das gerade im Zuge der Glokalisierung auch im Internet klar herausstechen sollte. Verlegern muss es gelingen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, egal ob Redaktion, Marketing, Vertrieb, Anzeigengeschäft usw. zu Innovatoren zu machen. Das Beispiel um KaufDA zeigt, wie ein Start-up, dessen Leitidee von zwei Studenten entwickelt wurde, theoretisch einen der wichtigsten Anzeigenkunden der Zeitungsverlage abwerben könnte. Das sollte nicht passieren — wir werden daher weiterhin verfolgen, wie es Verlegern intern gelingt, die Kreativität und Innovationen ihrer Mitarbeiter zu nutzen.

Zu erst veröffentlicht am 03. Dezember 2008, 14:00 Uhr auf Zeitungsperspektiven.de

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